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muskuläre Dysbalance

Vielleicht kennt ihr die Situation. Ihr habt Rückenschmerzen und sucht einen Orthopäden auf. Dieser diagnostiziert eine muskuläre Dysbalance. Doch was verbirgt sich dahinter? Als muskuläre Dysbalance bezeichnet man in der Regel ein Ungleichgewicht zwischen Agonist und Antagonist infolge einer Muskelverkürzung der tonischen Muskulatur und/oder einer Abschwächung der phasischen Muskeln. Neben dieser Form des muskulären Ungleichgewichts können sich auch seitenspezifische Dysbalancen bilden. Ausgelöst werden diese beiden Formen häufig durch eine einseitige Belastung im Training, unzureichende Regenerationszeiten, eine falsche Bewegungsausführung oder auch durch muskuläre Verletzungen, die zu mangelnder bzw. fehlender körperlicher Beanspruchung führen. Dies verursacht eine Störung des arthro-muskulären Gleichgewichts (die Gelenke, Muskeln, Sehnen, Bänder usw. betreffend) und ist demnach Grund für körperliche Beschwerden und Verletzungen. Eine Körperregion, die besonders stark von einem muskulären Ungleichgewicht betroffen ist, ist das Becken, an dem die Entstehung (Pathogenese) und die Auswirkungen (Symptome) einer muskulären Dysbalance in der Folge exemplarisch dargestellt werden.

Schematische Darstellung eines gekippten (links) und aufgerichteten Beckens (rechts) inklusive der an der Beckenstatik beteiligten Muskulatur modifiziert nach Klee, A. (1995, Muskuläre Balance. Die Überprüfung einer Theorie. In: Sportunterricht, 44 (1), S. 12-23).

Generell hängt die Stellung eines Gelenks vom Spannungsverhältnis der das Gelenk umspannenden Muskeln ab. Eine optimale Balance zwischen der Kraft und Beweglichkeit der agonistischer und antagonistischen Muskulatur gewährleistet eine physiologisch normale Körperhaltung, die den Verschleiß der beteiligten Strukturen so gering wie möglich hält. Im Beispiel der Beckenregion sind alle das Hüftgelenk übergreifenden Muskeln beteiligt, da sie Einfluss auf die Position des Beckens und damit auf die Stellung der Lendenwirbelsäule haben. Hierbei spielen mit Blick auf die Statik des Beckens in der Sagittalebene (von der Seite betrachtet) zwei Muskelgruppen mit unterschiedlicher Funktion eine entscheidende Rolle:

Das tägliche Training leichtathletischer Sprinter und Springer führt nicht selten zu einer exponierten Kräftigung der beckenkippenden Muskeln. Bei einem unzureichenden Beweglichkeitstraining kann dies infolge eines hohen Muskeltonus zu Verkürzungen der entsprechenden Muskulatur führen, sodass sich der dorsale (zum Rücken gewandt) Beckenkamm hebt und der ventrale (zum Bauch gewandt) sinkt. Aufgrund einer dadurch entstehenden starken Hyperlordose (Hohlkreuz) steigt der Druck auf die Bandscheiben der Lendenwirbelsäule stark an. Dies äußert sich neben muskulären Verhärtungen auch in Rückenschmerzen. Als Gegenmaßnahme bzw. zur Prophylaxe empfiehlt sich sowohl eine regelmäßige Dehnung der beckenkippenden Muskeln als auch ein gezieltes Krafttraining der beckenaufrichtenden Muskulatur. Beides führt dazu, dass sich die Spannung am oberen dorsalen und unteren ventralen Beckenkamm reduziert, sich das Becken in der Folge aufrichtet und somit die Belastung der Wirbelsäule sinkt. Darüber hinaus hilft dem Sportler ein muskuläres Gleichgewicht z.B. die Technik des Sprints besser umzusetzen. Denn nur mit einem aufgerichteten Becken ist es möglich den Fuß in der hinteren Flugphase schnell nach vorne zu führen, um in der vorderen Flugphase den entsprechenden Kniehub entwickeln zu können.

Da Beweglichkeitstraining bei vielen Athleten nicht sonderlich beliebt ist, sollten die Trainer den Athleten den großen Nutzen (z.B. geringere Verletzungsanfälligkeit, bessere Technik, usw.) dieses Trainingsinhalts verdeutlichen. Ein weiteres Argument für die regelmäßige Dehnung bestimmter Muskeln (z.B. M. erector spinae, M. iliopsoas, M. quadriceps femoris) ist der besonders hohe Hypertrophiereiz exzentrischer Stimuli, der die Athleten überzeugen könnte.

Und noch ein guter Ratschlag zum Schluss: auch wenn es im ersten Moment vielleicht unlogisch klingt; wenn der Rücken schmerzt, dann muss der Bauch gestärkt werden und NICHT der Rücken! Den sollte man z.B. mithilfe der Rumpfvorbeuge dehnen. Das könnte euch den ein oder anderen Gang zum Orthopäden ersparen.

Tobias Alt

 
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