Bei den 118. Deutschen Meisterschaften in Nürnberg gelang unserer 4 x 100 m Männer-Staffel im Trikot der StG Regio Aachen ein Clou. Tobias Alt, Christoph Hansen, Henrik Fischer und Carl Seeliger trugen das Staffelholz in 41,43 sec um die Stadionrunde und steigerten damit die erst vor 14 Tagen bei den NRW-Meisterschaften in Bottrop aufgestellte Staffelbestleistung nochmals um 37 Hunderstelsekunden. Von 24 gemeldeten Staffeln belegt das Quartett mit dieser Zeit den 12. Platz.
Doch der Reihe nach: stolz waren Athleten und Trainer nach den NRW-Meisterschaften, dass sich nach 16 Jahren endlich mal wieder Athleten eines Aachener Vereins für eine Deutsche Meisterschaft der Hauptklassen (Männer/Frauen) qualifiziert hatten. Aber es war auch klar, dass Niclas Kruff als Startläufer in Nürnberg nicht zur Verfügung stehen würde. Ein Ersatz war aber mit Tobias, der auf dieser Position schon viele Staffeln gelaufen war, schnell gefunden. Ansonsten sollte die Staffel im Vergleich zu Bottrop unverändert an den Start gehen. Doch eine Verletzung von Ronny Kühne, der an Position drei gesetzt war, machte wenige Tage vor den Deutschen Meisterschaften alle Beteiligten ein wenig nervös. Kurzerhand wurde Henrik Fischer diese Aufgabe zuteil. Würde das gut gehen? Was würden diese vier laufen können? Das selbsterklärte Ziel für Nürnberg war die 41,80 sec aus Bottrop zu bestätigen.
Die Anspannung am Meisterschaftssonntag war sowohl bei den Athleten als auch bei den Trainern spürbar, nicht nur wegen der veränderten Staffelbesetzung, des großen Stadions und der starken Konkurrenz, sondern auch wegen der bei solchen Meisterschaften herrschenden Abläufe vor dem Wettkampf. Etwas mehr als anderthalb Stunden vor Wettkampfbeginn spulten Tobias, Christoph, Henrik und Carl ihr Aufwärmprogramm routiniert und fokussiert ab. Den Vieren war die Anspannung anzumerken. Reaktionen und letzte Staffelübergaben folgten. Gemeinsam schwor man sich nochmals ein. Dann erfolgte der Aufruf zum Callroom. Trikots, Startnummern und Spikes wurden kontrolliert und dann ging es hinein ins mit 14.800 Zuschauern gut gefüllte Max-Morlock-Stadion. Jeder Läufer wurde an seine Position geführt. Alle Staffeln wurden vorgestellt. Tobias war auf der Stadionleinwand zu sehen und grüßte freundlich mit dem "Öcher Klenkes". Danach ging es in die Startblöcke. Uns war im ersten Zeitendlauf die Bahn 8 zugelost worden, eine Bahn, die es nur in großen Leichtathletikstadien gibt. Tobias brachte als guter Starter und Kurvenläufer unsere Staffel auf Kurs. Der Wechsel auf Christoph verlief zügig, sodass Chris seine Beschleunigung optimal fortsetzen konnte. Vom Applaus im Stadion beflügelt legte Christoph sein Teilstück auf der Gegengerade zurück. Es folgte ein reibungsloser Wechsel auf Henrik. Als hochaufgeschossenem Läufer kam ihm die Außenbahn sehr entgegen. Und auch der Wechsel auf Carl war sicher, sodass Carl sein Sprintvermögen auf der Zielgeraden ausspielen konnte. Platz 4 in diesem Lauf. Und unsere Blicke gingen gebannt Richtung Anzeigetafel ..... Es erschien eine 41,43 sec. 41,43 sec??? 41,43 sec!!!! Ein Riesenerfolg für unsere vier ambitionierten "Hobbysportler". Oder um es mit den Worten des Deutschen Meisters im Speewurf - Andreas Hofmann - zu sagen: "Hammerfettbombekrass"! Unser Jubel war im weiten Rund des Stadions zu hören. Was anschließend folgte, waren pure Emotionen - jeder auf seine Art und Weise. Die ein oder andere Freudenträne stand in den Augen. Jegliche Anspannung fiel ab. Zurück auf dem Aufwärmplatz veranlasste die gelaufene Zeit Trainer Bernhard Klinkenberg zum "Schirmwurf von Nürnberg", sei es, weil er damit seine überschwängliche Freude mit den "Jungs" zum Ausdruck bringen wollte. Oder erfolgte der Wurf aufgrund des Frustes, dass er nun seinen Rekord mit der Staffel, der 20 Jahre Bestand hatte und der in Bottrop mit den 41,80 sec eingestellt worden war, endgültig los ist? Das bleibt sein Geheimnis ...
Unser Dank gilt Lennart Gaisbauer, der als weiterer Ersatzläufer mit nach Nürnberg gekommen war, und Ronny Kühne, der trotz Verletzung mit vor Ort war und den vier Läufern nicht nur beim abendlichen Wechseltraining im Hotelflur eine wichtige Unterstützung war. Es war für alle Beteiligten der sportliche und emotionale Höhepunkt der diesjährigen Leichtathletiksaison und umso schöner war es, dass zum Saisonhöhepunkt die beste Leistung erzielt werden konnte. |