..., wenn der zweite Wechsel nicht äußerst knapp überlaufen worden wäre.
Aber der Reihe nach. Die 4 x 100 m Staffel der Männer unserer StG Regio Aachen hatte sich für die Teilnahme an den 119. Deutschen Meisterschaften im Berliner Olympiastadion qualifiziert. Und so machte sich am Freitag eine neunköpfige Gruppe wohlgelaunt auf den Weg nach Berlin, denn immerhin ist es für jeden Leichtathleten etwas ganz besonderes im ehrwürdigen Berliner Olympiastadion mit seiner blauen Tartanbahn an den Start gehen zu können. Den Abend verbrachten wir gemütlich bei einem Italiener im Stadtteil Charlottenburg. Am nächsten Tag ging es zunächst zum Joggen ein wenig in den Garten des Charlottenburger Schlosses. Anschließend zog es einen Teil unserer Gruppe bereits zu den Leichtathletikt-Wettkämpfen ins Olympiastadion, der andere Teil schaute sich die Wettkämpfe der anderen in Berlin stattfindenden Deutschen Meisterschaften an: Kanufahren auf der Spree, Bogenschießen auf dem Maifeld und Triathlon direkt neben dem Olympiastadion. Der Samstag verging wie im Fluge und die Jungs waren hoch motiviert.
Am Sonntagmorgen ging es dann bereits kurz nach 9 Uhr vom Hotel in Richtung Olympiastadion. Die Wege in Berlin sind halt etwas länger und die 4 x 100 m Staffeln waren für 11:35 Uhr angesetzt. Es folgte ein konzentriertes Aufwärmen im großzügig bemessenen Hanns-Braun-Stadion. Der erste Kontakt mit dem blauen Tartan. Unsere vier Staffelläufer Niclas Kruff, Christoph Hansen, Henrik Fischer und Julian Dorow Cristobal hatten durch die Ersatzläufer Ronny Kühne und Kaiseng Quach eine große Unterstützung. Tobias Alt, 2018 in Nürnberg Startläufer, schaute beim Aufwärmen vorbei und wünschte den Vereinskollegen viel Erfolg.
Er folgten Ablaufreaktionen, letzte Wechsel und eine Vorbelastung, ehe es dann über die Katakomben in den Callroom ging. Unser Quartett war in Lauf 2 auf Bahn 2 gesetzt worden. Es folgte die Vorstellung der einzelnen Startläufer. Niclas war groß auf der Videowand zu sehen und lächelte in die Kamera. Dann erfolgte der Startschuss. Niclas hatte mit einer Reaktionszeit von 0,135 sec die neuntbeste Zeit der 31 an den Start gehenden Staffeln. Er trommelte durch die Kurve und übergab das Staffelholz sicher an Christoph. Beim zweiten Wechsel hielten die Trainer die Luft an. Der Wechsel von Christoph auf Henrik dauerte sehr lange. Aufgrund der Größe des Stadions und der vielen Läufer auf der Bahn war allerdings von außen nicht zu erkennen, was geschehen war. Erleichterung kam auf: Der Wechsel schien geklappt zu haben, man sah Henrik durch die Kurve sprinten. Der Wechsel auf Julian verlief reibungslos. Julian absolvierte die Zielgerade unter dem Applaus der ca. 10.000 Zuschauer. Nach Überquerung der Ziellinie eine kurze Schrecksekunde: Julian stürzte, weil sein Oberschenkel auf den letzten Metern "zu gemacht hatte".
Die Zeiten der Staffeln wurden eingeblendet: 41,97 sec stand für unser Quartett zu Buche. Saisonbestleistung zum Saisonhöhepunkt. Die vier wurden vom Stadionsprecher zum Interview gebeten. Zu diesem Zeitpunkt wusste noch keiner, dass die blaue Bahn unserer Staffel kein Glück gebracht hatte. In der Endabrechung wurde das Quartett nämlich wegen Überlaufens des Wechselraums beim zweiten Wechsel disqualifiziert. Eine Auswertung ergab, dass es gerade einmal 15 Zentimeter waren, die zwischen Freud und Leid lagen.
Dennoch war Berlin eine Reise wert. |